Joachim Albrecht berichtete uns nicht nur von seiner Reise, sondern auch über die Hintergründe wie er zum Cochlea-Implantat kam. Welche Auswirkungen Schwerhörigkeit im Leben hat und warum er gerade deshalb eine Weltreise im Truck begann. Er möchte seine Erfahrungen anderen Menschen mitteilen, denn mit der Versorgung zu warten beeinträchtige die Lebensqualität erheblich:
„Ich war Führungskraft in der IT-Branche. Und ich bin schon damals viel gereist und habe viele Sportarten getrieben, insbesondere Wassersport. Ich war aktiver Windsurfer und bin dann zum Tauchsport gewechselt. Weil man als Taucher einmal im Jahr zu einer ärztlichen Untersuchung muss, kam ich bereits mit Ende 20 regelmäßig zum HNO-Arzt.
Bei einem Hörtest stellte der Arzt fest, dass gewisse Töne nicht mehr da sind. Ich selbst hatte das gar nicht bemerkt, denn ich hatte keine Probleme. Erst mit Mitte, Ende 30 fiel mir auf, dass manche Leute so undeutlich sprachen. Es stellte sich heraus, dass es an meinem Gehör lag. Und es wurde immer schlimmer. Vor allem in meinem Beruf, bei Gesprächen auf Englisch, bei Telefonkonferenzen oder Meetings stieß ich immer öfter an Grenzen. Schon in normalen Gesprächen bekam ich Probleme. Und die Geräusche verschwanden – sowohl im Haus als auch draußen; das Rauschen der Blätter zum Beispiel. Meine Welt wurde immer enger. Zum Schluss blieb nur noch das Gespräch. Und selbst das wurde immer weniger.
Über Techniken zur Kompensation der Hörschädigung
Wenn ich Worte nicht verstanden habe, habe ich versucht, mir deren Sinn zu erschließen. Ich wurde sehr geschickt darin und entwickelte verschiedene Techniken: von den Lippen ablesen, sich gut auf Gespräche vorbereiten, Körpersprache und Mimik wahrnehmen… – Wenn damals jemand mein Büro betrat, konnte ich bereits erahnen, was er wollte. Seitdem höre ich auch mit den Augen.
Über soziale Folgen der Hörschädigung
Es wurde so schlimm, dass ich im Job, in der Familie oder im Freundeskreis bestimmte Situationen vermieden habe. Und es ging immer weiter: Leute halten dich für doof. Man verliert die Freunde, Bekannte, Nachbarn, die Kinder, den Ehepartner, den Job… All das kann man vergessen. Es ist so deprimierend! Als ginge man barfuß durch die Hölle.
Erst trug ich Hörgeräte. Das ging eine Zeit lang. Doch dann brauchte ich immer stärkere Geräte. Zum Schluss ging es auch mit diesen Geräten nicht mehr.
Über die Entscheidung für ein CI
Mit der Möglichkeit einer CI-Versorgung habe ich mich lange beschäftigt.
Ich war in verschiedenen Kliniken und habe mich dort beraten lassen. Ich habe gewartet und mich dann doch für das CI entschieden. Zuerst bekam ich links ein CI.
Das erste Erlebnis des neuen Hörens
Ich war sofort begeistert. Der Techniker hat das CI erstmals aktiviert und dann mit mir gesprochen. Es war, als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Erst klang es noch wie früher die Kurzwellen beim Radio. Aber innerhalb weniger Minuten konnte ich gut verstehen – etwa so, wie zuletzt zehn Jahre vorher. Das war phänomenal.
Über die Idee seiner Weltreise
Ich habe mir gesagt: Jetzt höre ich wieder so toll; dann mache ich jetzt das, was ich immer machen wollte: eine Weltreise. Reisen hatte ich schon immer viele unternommen. Aber wenn man für drei Wochen irgendwo hinfliegt, kann man ein fremdes Land gar nicht richtig aufnehmen – und genau das wollte ich.“
Comments are closed.