Ich machte Station in Rawson, einer größeren Stadt am Ufer des Río Chubut und nah am Atlantischen Ozean. Ich war gerade erst angekommen, hatte mein Auto geparkt und mir ganz in der Nähe ein Restaurant gesucht, um zu verschnaufen. Plötzlich steht die Polizei vor mir, ich müsste sofort mit zum Auto kommen.
Erst dachte ich, ich hätte etwas falsch gemacht, zum Beispiel falsch geparkt. Aber es war viel schlimmer: Beide Seitenscheiben meines Wagens waren eingeschlagen. Diebe hatten mein Fahrerhaus geplündert. Sie hatten die Kamera mit sämtlichen Fotos gestohlen. Und noch schlimmer: Sie hatten auch eine Tasche gestohlen, in der ich neben Ersatzteilen für die CI sämtliche Dokumente aufbewahre – Kfz-Schein, Führerschein, der Schein für den Motorroller, Zollpapiere, Versicherungsunterlagen – alles weg. Ohne diese Papiere käme ich über keine Grenze. Ohne Papiere bist du in Südamerika nur ein halber Mensch.
Es gab ein ziemlich großes Polizeiaufgebot. Sie haben Spuren gesichert und Ermittlungen aufgenommen. Und auch ich habe in den Tagen danach alles Mögliche unternommen, um diese Tasche wiederzubekommen. Ohne die Unterlagen würde ich die Tour abbrechen müssen. Also habe ich überall Aushänge gemacht, auf denen stand, dass meine Papiere gestohlen wurden, und dass ich nun nicht mehr nach Hause komme. Ich bin damit in sämtliche Geschäfte und Restaurants. Viele Leute wollten mir helfen. Sie haben zum Beispiel in Facebook-Gruppen geteilt, was mir passiert ist. Sogar zwei Radio-Sender haben über mich berichtet.
Meine Autoscheiben konnte ich schnell reparieren lassen. Doch ansonsten war es eine Woche im Ausnahmezustand. Weil ich keine Hoffnung mehr hatte, dass die Unterlagen wieder auftauchen, bin ich abgefahren. Ich fuhr Richtung Norden und wollte irgendwie bis Montevideo, dann mit dem Flugzeug nach Hause, um mir Ersatzdokumente zu besorgen.
Als ich schon einige Zeit unterwegs war, kamen Nachrichten eines mir unbekannten Absenders über WhatsApp; angeblich hätte jemand meine Tasche gefunden. Ich war skeptisch und bat den Absender, mir ein Foto von der Tasche zu schicken. – Tatsächlich hatte er meine Tasche mit sämtlichen Dokumenten. Ich drehte um, bekam die Tasche zurück und gab ihm 100 Dollar Belohnung. Da hatte ich allerdings schon ein Flugticket nach Deutschland gekauft.
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