Ganze 8 Wochen bin ich jetzt schon hier! Es ist echt Wahnsinn, wie schnell die Zeit verfliegt. Mittlerweile habe ich mich ganz gut an mein neues Leben gewöhnt und hörtechnisch habe ich auch schon einiges erlebt.
Ich trage links ein Hörgerät, das ReSound LiNX² und rechts ein CI, das N6 von Cochlear. Die beiden Geräte haben mich bisher ausnahmslos super unterstützt, obwohl sie bei mir quasi einem Härtetest unterliegen! Ob im Freizeitpark auf der Achterbahn, beim Tennis, wenn ich schwitze, in meinen Vorlesungen oder bei ganz normalen Gesprächen, ich kann überall problemlos das tun, was ich möchte. Ich finde, es ist ein gutes Zeichen, wenn man eigentlich nur morgens beim Anziehen oder beim Batterienwechseln daran erinnert wird, wie abhängig man doch von dieser Technik ist. Und das als mittelgradig bis an Taubheit grenzende Schwerhörige! Unvorstellbar, wie ich hier komplett ohne meine Hörhilfen auskommen könnte.
Auf meinem Hörgerät habe ich 3 Programme, „Allgemein“, „Musik“ und „Bella Napoli“. „Bella Napoli“ ist mein Lieblingsrestaurant. Das Programm ist für lautere Umgebungen (wie in diesem Restaurant) erstellt worden. Auf meinem CI sind es sogar 4 Programme. Aber ich bin mal ganz ehrlich: Dadurch, dass ich mich mithilfe des allgemeinen Programms (Hörgerät) bzw. Programm 1 (CI) kaum noch schwerhörig fühle, vergesse ich ganz oft, dass ich noch andere Programme zum optimierten Hören habe. Nur wenn es lauter ist, in der Bar oder in der Mensa zum Beispiel, merke ich, wie ich an meine Grenzen komme. daher schalte ich hier auf dem Hörgerät auf Bella Napoli und auf dem CI auf 4, da dieses Programm mein Gegenüber zielgerichteter erfasst. Aber selbst dann verstehe ich natürlich nicht gleich 100%, da ich trotz aller Hilfsmittel die Hintergrundgeräusche niemals komplett ausblenden kann, so wie Hörende es können!
Mittlerweile haben sich auch mal ein paar Leute getraut, mich zu fragen, wie es ist, mit Hörgerät und CI zu hören, und dann noch zusätzlich eine Sprachbarriere zu haben. Leider ist diese Frage sehr allgemein! Darauf könnte ich alles und nichts antworten. Ich bin mein ganzes Leben lang schwerhörig gewesen, ich habe also noch nicht mal den Vergleich, wie es ist, normalhörend zu sein. Von daher ist für mich mein Hören normal! Allerdings gibt es schon manchmal Situationen, in denen mir meine Schwerhörigkeit bewusst wird:
Den Typen von der Imbissbar verstehe ich zum Beispiel nie, weil er selbst dann, nachdem ich frage, ob er etwas deutlicher sprechen könnte, immer noch ohne Ende nuschelt, oder die englischen Wörter einfach derart schnell ausspuckt, sodass ich gar nicht mal weiß, wo das eine Wort jetzt aufhört und das nächste anfängt. Mein Gegenüber muss also laut, deutlich und langsam sprechen. Aber gleichzeitig bitte auch nicht überartikuliert, weil dadurch das Mundbild verzerrt wird. Leute, die ihre Mimik und Gestik gerne und vor allem kongruent zu dem, was sie sagen, verwenden, mag ich am liebsten, weil man sie am besten versteht.
Aber nicht nur die Anderen sind dafür verantwortlich, dass die Kommunikation gut läuft. Ich stelle oder setze mich maximal zwei Meter neben oder vor meinen Gesprächspartner, muss dafür sorgen, dass ich das Mundbild sehe und auch signalisieren, wenn ich nichts verstanden habe. Wenn ich unausgeschlafen, krank oder einfach nur erschöpft bin, kann ich beim besten Willen keine Energie mehr zum Puzzeln aufbringen.
Das „Puzzeln“ ist meine Lieblingsmetapher: Als Deafie puzzelt man quasi jeden einzelnen Satz zusammen, den man nicht so ganz verstanden hat. Manchmal sind es nur ein oder zwei Wörter, die nicht so ganz sinnig erscheinen, manchmal ist es sogar jedes zweite Wort. Dann geht es los mit der Puzzelei: Awigeterec…Was könnte sie gesagt haben? „I will get my racquet“? oder „I will go to the Rec“? Will sie jetzt mit mir Tennis spielen und nur noch ihren Schläger holen oder wollte sie eigentlich ins Sportzentrum? Antworte ich dann auf das Falsche, kommen nicht selten total verdutzte Blicke zurück! Solche Verhörer passieren Deafies richtig oft, teilweise kommen da sogar echt lustige Sachen heraus. Manchmal nervt es, aber meistens sollte man diese missglückte Kommunikation einfach mit Humor nehmen und am lautesten darüber lachen!
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